Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 416

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
416 244. Hausfrauensorgen in Südwest. 1. Ich hatte es schwer, mich einzugewöhnen, und in meiner Eigenschaft als Hausfrau namentlich wurde mir viel zugemutet. Ich mußte mich mit den Bambusen herumärgern, die mich nicht verstanden und die ich nicht verstand. Mein Mann dachte, es mir leichter zu machen, wenn ich zu meiner persönlichen Bedienung ein Mädchen hätte, und so engagierte er Pauline, die Tochter des Großmanns Paul Goseb. Sie wollte mir gleich zu Ansang stark imponieren. Ihr alter Herr hatte dieselbe Absicht und prägte mir deshalb wiederholt ein: „Weißt du, gnädige Frau, wir sind aus guter Familie, wir sind königlich und genau so fein wie Euer Deutscher Kaiser und der alte Navilion (Napoleon)." Paulinens Manierlosigkeit entsetzte mich, obgleich sie königlicher Abstammung war. Ohne weiteres kam sie in das Zimmer mit so undsoviel Schwestern und Freundinnen, hockte sich nach Kaffernart an die Wand und schnatterte los. Ganz ungeniert wurde gepriemt, aus kurzen Pfeifen geraucht und noch ungenierter ausgespuckt. Als ich es zu verbieten wagte, erhob sich eine Stimme des Entsetzens, und die Sache blieb beim alten. Ebenfalls herrschte große Empörung, als ich den bescheidenen Wunsch aussprach, doch auch am Sonntag das Zimmerchen nur so einigermaßen rein zu machen. Der Missionar hätte gesagt, Sonntag sei Ruhetag, da dürfe man keine Arbeit anrühren, müsse sich schön machen und in die Kirche gehen. Mit meiner Pauline hielt ich es nicht lange aus. Es war sehr teuer, bei den täglichen Mahlzeiten ihre sämtlichen nahen und fernen Anverwandten mit durchfüttern zu müssen. Ihre Arbeitsleistung war gleich Null, und die königliche Mutter störte mich oft schon am frühesten Morgen, um ein Treckselki (Handvoll) Kaffee zu erbetteln. Kurz ent- schlossen trennte ich mich von ihr und behalf mich von nun ab mit Jungen. 2. Die Kocherei im Freien am offenen Feuer war keine Kleinigkeit. Das ständige Bücken und lange Stehen in der Sonnenglut waren recht unangenehm. Damit die Sache wenigstens im Schatten vor sich ging, baute mir der alte Ertmann aus Binsen und Ried vor unserem Hause eine Art Sonnendach. Vom Zubereiten der Speisen hatte ich natürlich auch wenig Ahnung. Auch da half mir in rührendster Weise der alte Ertmann, und ich be- mühte mich, ihm eine gelehrige Schülerin zu sein. Unter seiner Leitung lernte ich Brot und Zwieback backen, afrikanische Fleischspeisen der verschiedensten Art zubereiten und sogar Puddings machen.

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 474

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
474 niemand klarer ein als der König. Noch eben hatte ich mit ihm darüber eine lange Unterredung, und er sagte, in sich gekehrt, wiederholentlich: „Das muß auch bei uns anders werden." Gewiß wird es besser werden. Aber es kann nur gut werden in der Welt durch die Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Kaiser Napoleon Bonaparte sest und sicher auf seinem, jetzt freilich glänzenden Thron ist. Er befleckt seine Regierung mit vielen Ungerechtig- keiten. Er meint es nicht redlich mit der guten Sache und mit den Menschen. Er und sein ungemessener Ehrgeiz meint nur sich selbst und sein persönliches Interesse. Man muß ihn mehr bewundern, als man ihn lieben kann. Er ist von seinem Glück geblendet, und er meint alles zu vermögen. Dabei ist er ohne alle Mäßigung, und wer nicht Maß halten kann, verliert das Gleichgewicht und fällt. Ich glaube fest an Gott; deshalb bin ich der Hoffnung, daß auf die jetzige böse Zeit eine bessere folgen wird. Diese hoffen, wünschen und erwarten alle besseren Menschen, und durch die Lobredner der jetzigen und ihres großen Helden darf man sich nicht irre machen lassen. Ganz un- verkennbar ist alles, was geschehen ist und geschieht, nicht das Letzte und Gute, wie es werden und bleiben soll, sondern nur die Bahnung des Weges zu einem bessern Ziele hin. Dieses Ziel scheint aber in weiter Entfernung zu liegen, wir werden es wahrscheinlich nicht erreicht sehen und darüber hinsterben. Wie Gott will, alles, wie er will. Aber ich finde Trost, Kraft und Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. Ist doch alles in der Welt nur Übergang! Wir müssen durch. Sorgen wir nur dafür, daß wir mit jedem Tage reifer und besser werden. Gern werden Sie, lieber Vater, hören, daß das Unglück, welches uns getroffen, in unser eheliches und häusliches Leben nicht eingedrungen fit, vielmehr dasselbe befestigt und uns noch werter gemacht hat. Der König, der beste Mensch, ist gütiger und liebevoller als je. Noch gestern sagte er schlicht und einfach, mit seinen treuen Augen mich ansehend, zu mir: „Du, liebe Luise, bist mir im Unglück noch werter und lieber geworden. Nun weiß ich aus Erfahrung, was ich an dir habe. Mag es draußen stürmen, wenn es in unserer Ehe nur gut Wetter ist und bleibt. Weil ich dich so lieb habe, habe ich unser jüngst geborenes Töchterchen Luise genannt. Möge es eine Luise werden!" Bis zu Tränen rührte mich diese Güte. Es ist mein Stolz, meine Freude und mein Glück, die Liebe und Zufriedenheit des besten Mannes zu besitzen, und weil ich ihn von Herzen wieder liebe und wir so miteinander eins sind, daß der Wille des einen auch der Wille des andern ist, wird es mir leicht, dies glückliche Einverständnis, welches mit den Jahren inniger ge- worden ist, zu erhalten. Mit einem Worte, er gefällt mir in allen Stücken, und ich gefalle ihm und uns ist am wohlsten, wenn wir zusammen sind.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 475

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
475 Ich schreibe Ihnen dies, geliebter Vater, damit Sie mit Beruhigung an uns denken. Ihrem freundlichen Andenken empfehle ich meinen Mann, auch unsere Kinder alle, die dem ehrwürdigen Großvater die Hände küssen, und ich bin, und ich bleibe, bester Vater, Ihre dankbare Tochter Luise. 266. An die Königin von Preußen. ■ Zur Feier ihres Geburtstages, den 10. März 1810. 1. Erwäg' ich, wie in jenen Schreckenstagen still deine Brust verschlossen, was sie litt, wie du das Unglück mit der Grazie Tritt aus jungen Schultern herrlich hast getragen; 2. wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt, wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt, du stets der Hoffnung Fahn' uns vorgetragen: 3. O Herrscherin, die Zeit dann möcht' ich segnen! Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen — Wie groß du warst, das ahneten wir nicht! 4. Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert, du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert, wenn er durch finstre Wetterwolken bricht! Heinrich v. Kleist. 267. Andreas Hofer. \. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war; in Mantua zum Tode führt' ihn der Feinde Zchar. Ts blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und schmerz, mit ihm das Land Tirol! 2. Die Hände auf dem Rücken, Andreas Hofer ging ntit ruhig festen schritten; ihm schien der Tod gering, der Tod, den er so manches Mal vom Zfelberg geschickt ins Tal im heil'gen Land Tirol. 3. Doch als aus Aerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Hand' er strecken sah, da rief er laut: „Gott sei mit euch, mit dem verratnen Deutschen Reich und mit dem Land Tirol!" 4- Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das ffnftre Tor. Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol.

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 486

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
486 Am andern Morgen zog ein Trupp schwarzer Reiter in die Stadt — auch durch das Wassertor. Einer kam zu Pferde hier in die Sperlingsgasse vor unser Haus und stieg ab. Mir sank das Herz in die Knie; es war mein Ludwig. „Adjes, Mutter! Adjes, Vater!“ rief er, „behüt’ euch Gott! ’s wird sich schon machen.“ Und dann ritt er fort, den andern nach, die schon durch das grüne Tor zogen, „Da geht’s nach Frankreich, Alte,“ rief mein Mann, während ich heulte und jammerte. Aber es war noch nicht so weit. 5. Wir hörten lange Zeit nichts, bis eines Tages alle Glocken in der Stadt läuteten und auch im ganzen Land, wie sie sagten. Es war eine große Schlacht gewesen, und unsere hatten gewonnen, und mein Ludwig war — tot. „Der erste,“ sagte mein Alter. Wieder ging ein Jahr hin, und einmal kam das Kanonenschießen so nahe, daß die Leute vor das Tor liefen, es zu hören; natürlich liefen mein Gottfried und ich mit. Da kamen bald aus der Gegend her, wo es so rollte und donnerte, Wagen mit Verwundeten, Freund und Feind durcheinander, und immer mehr und mehr. Die wurden alle in die Stadt gebracht. „Herr, mein Heiland!“ muß ich auf einmal ausrufen, „ist das nicht der Piär von damals, von Anno sechs?“ Richtig, er war’s. Mit abgeschossenem Bein lag er auf dem Stroh und wimmerte ganz jämmerlich. „Den nehm’ ich mit,“ sagte mein Alter und bat ihn sich aus, und wir brachten ihn hier ins Haus. Da kurierten wir ihn. Als er besser wurde, hatte mein Mann oft seine Rede mit ihm. Einmal war der Franzos obenauf, einmal mein Alter. Da hieß es plötzlich, die Deutschen seien wieder geschlagen und der Napoleon abermals Obermeister. Mein Alter sah den Wilhelm bedenklich an, als ginge er mit sich zu Rat. Als aber in der Nacht die Sturm- glocken auf allen Dörfern läuteten, wußte ich, was geschehen würde, und weinte die ganze Nacht, und am Morgen zog auch mein Wil- helm fort mit den grünen Jägern zu Fuß. Vorher aber führte ihn mein Alter noch an das Bett des Franzosen und sagte: „Das ist der zweite.“ Der Franzos schaute ganz kurios drein und sagte gar nichts, sondern drehte sich nach der Wand. 6. Das Kanonenschießen kam nun nicht wieder so nah’, und der Wilhelm schrieb von großen Schlachten, wo viele tausend Menschen zu Tode kamen, aber er nicht, und die Briefe kamen immer ferner her, und auf einmal standen gar welsche Namen darauf. Die brachte mein Alter dem Franzos hinauf, der nun schon ganz gut deutsch konnte, und sagte lachend zu ihm: „Nun, Gevatter, nit raus? nit raus?“ Und der Franzos machte ein gar erbärmlich Gesicht und sagte, den Brief in der Hand: „Das sein mein Eimatsort, da wohnen

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 423

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
423 sich der Pflanzer, wenn er statt der Blüten unzählige blutrote Beeren sieht; die versprechen eine gute Ernte. 3. Ich näherte mich dem Hause, in dem der Leiter der Pflanzung wohnt. Hier muß eine deutsche Hausfrau walten, so dachte ich. Vor- dem Hause blühten allerlei heimatliche Blumen, Nelken und Geranien in leuchtender Pracht. Aus dem Hofe gackerten die Hühner. Hinter dem Zaun erblickte ich wohlgepslegte Gartenbeete, auf denen Salat und deutsche Gemüse aller Art gediehen. Ein schwarzer Diener sprang herzu und nahm mir mein Pferd ab. Über die berankte Veranda trat ich in das Haus. Ein freundliches Zimmer nahm mich auf. Felle von afrikanischen Tieren lagen als Teppiche auf dem Boden. Gehörne von Antilopen hingen über den Türen. Von der Wand her aber grüßten mich alte bekannte Bilder, die ich schon in der Heimat gesehen. Von den Büchern, die ich auf dem Tische fand, hatte ich in Deutschland auch wohl schon dieses oder jenes in der Hand gehabt. Bald trat die junge Hausfrau selber ein, ihr Töchterchen an der Hand. Verwundert schaute das Kind zu dem fremden Manne hinauf. Schwarze Leute sind ihm ganz vertraut, die sieht es alle Tage. Es plaudert mit ihnen in ihrer Sprache, hat auch einen afrikanischen Namen von ihnen bekommen, Kalunde, das Wölkchen. Aber ein weißes Gesicht sieht es nur selten, außer bei Vater und Mutter, und mit weißen Kindern spielt es wohl nur ein- oder zweimal im Jahr. Die Mutter hieß mich herzlich willkommen. Sie freute sich über den Besuch und klagte, daß es so einsam sei im Walde. Aber tapfer hält sie stand an ihres Gatten Seite, eine treue Gehilfin seiner Arbeit, und macht ihm in der Fremde sein Haus zu einer Heimat. 4. Der Hausherr weilte noch in der Pflanzung. Für viele Hände gibt es dort täglich zu tun. Das Unkraut muß gehackt und fortgeschafft und der Boden gelockert werden. Die Waldbäche werden über die Pflanzung geleitet, um sie in trockener Zeit zu tränken. Neue Stücke Waldes müssen ausgerodet und bepflanzt werden. Haben aber die Kaffeebeeren eine bläulich- rote Farbe erlangt, dann ist die Zeit der Ernte da, und schwarze Frauen sammeln die Frucht ein. Über aller Arbeit muß das Auge des Leiters wachen. Er duldet keine Faulheit. Streng ist er, aber auch gerecht und milde. Darum lieben ihn seine Arbeiter und tun gern, was er befiehlt. Erst die Mittagsstunde führte ihn zu kurzer Erholung ins Haus. Im Familienkreise saß ich mit am Tische, und wir sprachen von der fernen Heimat und von der Arbeit in Afrika. Ich kostete auch von dem Kaffee, der auf der Plantage wächst, und fand ihn von gutem Geschmack, so daß er den guten Ruf wohl verdient, den der Usambara-Kaffee daheim schon hat. 5. Als ich aufbrechen wollte, geleitete mich das gastfreundliche Ehe- paar mit ihrem Töchterlein noch ein gutes Stück Weges das Tal hinab,

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 514

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
514 ich hoffentlich nicht mehr erleben werde, sich vieles, namentlich für die verwundeten Krieger, günstiger gestalten werde." 5. Ihre ganz besondere Fürsorge widmete die Kaiserin dem auf ihre Anregung gegründeten Augusta-Hospital in Berlin und dem mit ihm verbundenen Asyl für Krankenpflegerinnen. Bei ihren häufigen Besuchen des Hospitals ging sie zu den Kranken in die Zellen, bezeigte ihnen ihre Teilnahme und sorgte für ihre Bedürfnisse. Sie ließ das Krankenhaus mit freundlichen Anlagen umgeben, damit der Genesende, der neue Lebenshoffnung schöpft, sich an dem Leben in der Natur, an dem Anblick des frischen Grüns und der Blumen erfreue und labe. Sie wohnte auch, so oft es ihr möglich war, dem sonntäglichen Gottes- dienst in dem Augusta-Hospital bei und ließ dort eine Kapelle erbauen. 6. Aus der eigenen Anregung der Kaiserin ging das 1872 be- gründete „Kaiserin-Augusta-Stift" in Charlottenburg hervor, in dem Töchter der im Kriege gefallenen Offiziere bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr eine gute, ihrem Stande angemessene Erziehung erhalten. Das sehr einfache, einstöckige Haus, das die Kaiserin zu diesem Zweck errichten ließ, ist durch das Rote Kreuz am weißen Giebelfelde be- zeichnet. Über der Tür ist als Inschrift der Lieblingsspruch der Kaiserin zu lesen: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet!" 7. Daß aber die Kaiserin auch für die Geringsten und Ver- kommensten des Volkes ein erbarmendes Herz hatte, beweist die für- sorgende Teilnahme, die sie der Erziehung verwahrloster Kinder widmete. Ihre Samaritertätigkeit blieb stets die gleiche, so sehr sich auch das äußere Leben der Kaiserin veränderte. Im Frühjahre 1888 stand die trauernde kaiserliche Witwe am Sarge ihres Gemahls, dessen kernige Gesundheit nach einem langen und gesegneten, tatenreichen Leben den Beschwerden des Alters erlegen war, und im Sommer desselben Jahres fielen die Tränen der Kaiserin-Mutter in die Gruft ihres einzigen Sohnes, der, einst der Stolz und die Hoffnung Deutschlands, von einer langsam an seinem Lebensmark zehrenden, schmerzvollen Krank- heit dahingerafft wurde. Aber bis zum letzten Atemzuge hat Kaiserin Augusta nicht aufgehört, ihre Kräfte im Dienste der barmherzigen Nächstenliebe zu verwenden. Am 7. Januar 1890 hat. sie ihr müdes Haupt zur Ruhe nieder- gelegt. Wie Kaiser Wilhelm I., an dessen Seite sie im stillen Char- lottenburger Mausoleum ruht, wird auch sie unvergessen bleiben. In Berlin ist ihr ein Denkmal auf dem Platz am Opernhause errichtet worden. Wilhelm Heinze.

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 527

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
527 Lebensgefährtin gewesen ist. Acht Kinder umgaben im Laufe der Jahre das erlauchte Elternpaar, welches den Winter im Palais Unter den Linden in Berlin, den Sommer im Neuen Palais bei Potsdam zu verleben pflegte. Zwei Knaben sind in jugendlichem Alter dem Vater in den Tod vorangegangen, zwei Söhne und vier Töchter haben ihn überlebt. 4. Mit dem Jahre 1861, als König Wilhelm seinem Bruder nach- folgte, wurde Prinz Friedrich Wilhelm Kronprinz von Preußen, und bald riefen ihn die von seinem Vater geführten Kriege mehr als bisher vor die Augen der Welt. Schon in dem Feldzuge gegen Dänemark 1864 nahm er, ohne den Oberbefehl zu führen, an allen kriegerischen Ereignissen teil. Im Kriege gegen Österreich 1866 führte er die Ii., die schlesische Armee. Wie der geringste Wehrmann harrte er im Felde aus, während ihm und der tiefgebeugten Mutter daheim in eben diesen Tagen das jüngste Söhnlein entrissen wurde. Das tatkräftige Eingreifen seiner Armöe nach schwerem, langem Marsche entschied die Schlacht von Königgrätz. Im französischen Kriege 1870 stand er an der Spitze der Iii. Armee, zu welcher auch die süddeutschen Truppen, Bayern, Württemberger und Badener, gehörten. Er führte sie zu den Siegen von Weißenburg und Wörth und half wesentlich mit zum Gelingen der großen Umzingelung des französischen Heeres bei Sedan. Zugleich aber gewann er durch seine leutselige Herablassung und durch sein freundliches, gemütvolles Wesen die Herzen der Süddeutschen. Begeistert hingen sie dem norddeutschen Königssohne an, und bald hieß er bei ihnen wie in Preußen „unser Fritz". Auf diese Weise hat er wesentlich dazu beigetragen, daß über der Waffen- brüderschaft von Nord und Süd das deutsche Kaisertum in Versailles konnte aufgerichtet werden. Als Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen und als Generalfeldmarschall kehrte er aus dem Kriege zurück. Die Inspektion über die süddeutschen Truppen behielt er dauernd. So hatte er an seinem Teile das Reich erbauen helfen, das er künftig beherrschen sollte. Eine mannigfaltige Tätigkeit erfüllte auch die folgenden ruhigeren Jahre des Friedens: regelmäßige Besichtigungen der Truppen, zahlreiche Reisen an befreundete Höfe im Aufträge des greisen, kaiserlichen Vaters, das Protektorat über die Königlichen Museen, wie über eine große Zahl von Vereinen, Anstalten, Ausstellungen usw. 5. Schon erblühten ihm aus der Ehe seines Sohnes Wilhelm mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein vier Enkel. In vier gleichzeitig lebenden Geschlechtern sah man den Hohenzollernthron gesichert wie kaum je einen Thron der Erde. Der Kronprinz selbst, fast zu dem Alter gereift, in welchem vormals sein Vater den Thron bestieg, schien wie wenig andere vor ihm für das Herrscheramt vorbereitet. Aber Gott hatte es anders beschlossen.

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 451

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
451 Ihr diese und alle Not möget selig überwinden und endlich schmecken und erfahren, daß es die Wahrheit sei, da er selbst spricht: Seid getrost! Ich hab' die Welt überwunden. Und befehle hiermit Euern Leib und Seele in seine Barmherzigkeit! Amen. Es bitten für Euch alle Euere Kinder und meine Käthe. Etliche weinen; etliche essen und sagen: die Großmutter ist krank. Gottes Gnade sei mit uns allen! Amen. Am Sonnabend nach Himmelfahrt 1531. Euer lieber Sohn Martin Luther. b) Luthers Gartenfreude. (Gekürzt.) 1. Wenn je einer ein Gartenfreund war, so ist es Luther gewesen. Das Kloster selbst, das der Kurfürst Johann der Beständige ihm zum Ge- schenk machte, hatte einen Garten. Aber Luther erwarb noch mehrere Gärten in der Stadt, darunter einen mit einem Fischteich. In seinem Garten suchte und fand Luther die liebste Erholung. Wohl war ihm sein Studierzimmer traut und lieb, in dem sich die Gehilfen der Bibel- übersetzung versammeln, in dem er gern auch Gattin und Kinder um sich hat, in dem er Besuche empfängt. Aber wenn uns Luther einmal dieses Studierzimmer beschreibt: „Tisch, Bänke, Schemel, Pulte, Fenster, Truhen, Regale, alles liegt voll Briefe, Anfragen, Akten, Beschwerden, Bittschriften usw." dann verdenken wir's ihm gewiß nicht, wenn er gern einmal dieses Zimmer mit dem Garten, dem alten Klostergarten am Wohnhause, ver- tauscht. Fröhlich springen ihm die Kinder mit dem Hündchen „Tölpel" voran, und die Gattin und die Freunde geleiten ihn. Bald wird es unter den schattigen Bäumen laut und lebendig. Die Jugend ergötzt sich an munterem Spiel. Das Rollen der Kugel und das Fallen der Kegel wird vernehmbar. Gern versucht auch Luther dort seine Kunst. Freilich be- richtet uns sein Freund, der Arzt Matthäus Ratzeberger: „Einmal schob er die Kugel umwürts, das ander Mal seitenwärts oder über Eck." 2. Deutlich spiegelte sich in Luthers Briefen die Liebe zu seinem Garten und die Freude, die der Aufenthalt dort ihm bereitet, wider. Er hat auch wacker mit drin gegraben, wenn er auch die Hauptarbeit seinem Gärtner Heinrich, seinem Diener Wolfgang und seiner Köchin Orthe (Dorothea) unter der Oberleitung seines Herrn „Käthe" über- ließ. War ihm doch „Ackerbau ein göttlich Werk". „Der Bauern Arbeit", sagt er einmal, „ist am fröhlichsten und voller Hoffnung; denn ernten, pflügen, säen, pflanzen, pfropfen, abmähen, einschneiden, dreschen, Holz hauen, das hat alles große Hoffnung." Ein Jahr nach seiner Hochzeit lud er Freund Spalatin in seinen Garten ein: „Ich habe einen Garten gepflanzt, einen Brunnen gegraben, beides mit gutem Glück. Komm, und du sollst mit Lilien und Rosen bekränzt werden." Und wie ist er be- 29*

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 454

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
454 257. Die Belagerung und Erstürmung Mündens im Dreißigjährigen Kriege. 1. Wenige Jahre nach dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges kamen die ersten feindlichen Scharen auch in die Nähe der Stadb Münden. Wallenstein stel mit einer Armee von 20000 Mann in das Amt Fried- land ein und plünderte und brannte die Dörfer rund um Göttingen ab. Das Geschrei der benachbarten Landbewohner, die zum Himmel auf- steigende Flamme, welche die schönsten Dörfer in Brandstätten verwandelte, verkündete den Bürgern Mündens das nahe Verderben. Doch Wallen- stein griff die Stadt nicht an; wider Erwarten schien das Unglück schnell vorüberzuziehen. Schon atmeten die Mündener freier; schon bauten die unglücklichen Landbewohner ihre friedlichen Hütten wieder auf und vertrauten der Erde die Hoffnungen des künftigen Jahres an, um sorglos die Wintertage in der neuen friedlichen Hütte durchleben zu können. Da rückte plötzlich Tilly, der mit seiner Armee im Hessischen stand, vor die unglückliche Stadt. Es wurde also zur schrecklichen Gewißheit, was man schon lange geahnt hatte. Münden wurde am 26. Mai 1626 belagert. 2. Das Gedränge und Gewühl mehrte sich stündlich. Man schickte nach Göttingen und ließ den Grafen von Solms und die Bürger um Hilfe bitten. Umsonst! Was wollten doch auch wohl Solms unerfahrene Knaben gegen Tillys geübte Krieger? Dazu war die Stadt nur wenig befestigt und nicht imstande, den fürchterlichen Donnerbüchsen Tillys lange zu widerstehen. Sehr richtig sah der damalige Bürgermeister Christoph von Mengershausen es ein, daß es geratener sei, sich lieber dem mächtigen Krieger zu ergeben, als durch unnützen Widerstand und Blut- vergießen denselben zu erzürnen. Er wollte die Stadt vor dem gänzlichen Ruin bewahren; auch dachte er an das schlimme Schicksal, das die armen Weiber und Kinder bei der Eroberung treffen würde. Der Bürgermeister versammelte den Rat und trug ihm seine Meinung vor. Sein Vorschlag fand den einstimmigen Beifall der Versammlung. Der gesamte Rat faßte den Entschluß, mit dem General Tilly zu kapitulieren und, um die armen Bürger, ihre Weiber und Kinder am Leben zu erhalten, eine demütige Bittschrift an denselben abzulassen. Allein das Schicksal wollte einen weit traurigeren Ausgang. In der Stadt lag eine dänische Besatzung von 800 Mann, die unter dem Befehle des Oberstleutnants Sevis von Lawis stand. Dieser war aus dem kaiserlichen Heere entflohen; er wußte, welches Schicksal ihm bei der Übergabe bevorstand. Als er den Entschluß des Rates erfahren hatte, eilte er schnell aufs Rathaus und sagte in befehlendem Tone, daß er die Übergabe der Stadt nicht zulassen wolle. Dieser Platz sei ihm, setzte er hinzu, von dem Könige von Dänemark zur Verteidigung

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 489

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
489 zogen in scharfgedrängten Reihen eilig herein. Neben diesen Reihen drängten Ungeduldige jauchzend sich noch schneller vorwärts, wo sich irgendein Räumchen fand. Zwei große preußische Jäger, die mit verschlungenen Armen vorauseilten, kamen mir eben zufällig vor das Fernglas. Da schießt einer der im Garten vor meinen Fenstern versteckten Franzosen dem einen dieser wahrhaft schönen Jünglinge in den Leib, daß er sogleich zusammensinkt. Sein Freund will ihn halten, er vermag's nicht, zieht ihn an eine Linde, lehnt ihn halbaufgerichtet an sie, kniet an seiner Seite nieder und ist liebevoll um ihn beschäftigt. Dieser Anblick riß mir tiefer in die Seele, als das tausendfältige Ähnliche, was ich nur in Masse ge- wahret hatte. Ich warf mich aufs Sofa, die frohe Begeisterung war, wenigstens aus einige Minuten, ganz dahin. Das Los des Menschen, Großes nur durch Leiden, Frohes durch Schmerz, Leben durch Tod er- ringen zu sollen, trat wie ein mit Feuer auf Nachtgrund gemaltes Bild plötzlich vor meine Seele. 5. Die Rachewut und Todesverachtung vieler versprengter Franzosen war heldenmütig, aber gräßlich. Im Garten unter meinen Fenstern lauerten nicht wenige hinter Bäumen und schossen immerfort blind unter die einziehenden Siegern Selbst in dem kleinen Pavillon am Hause staken deren vier. Als wir ihnen freundlich zuriefen, sich zu retten, legten sie auf uns an und schworen dem den Tod, der ihnen zu nahe käme. Wir ließen sie denn schalten; zwei davon mögen später entkommen sein, der dritte lag tot und nackt mehrere Tage im Zwinger unter meinen Fenstern. Der vierte wurde, dem Verscheiden nahe, am dritten Tage in einer Laube gesundeu. Er war weder verwundet noch krank, sondern wollte verhungern, um sich nicht ergeben zu müssen.------Im Stadtgraben an der Barfüßer- pforte standen viele bis unter die Arme im Wasser, hielten die Gewehre und was für diese nötig war empor, luden und schossen immerfort. Und wenn dann einer von den vorüberziehenden Siegern wie ein versprengtes Wild auf der Lustjagd vom Jäger gefaßt wurde, und getrosten unter die Wasserfläche sank, so schrien die anderen, als wären sie die Jäger, über den Gewinn. 6. Gleich nachdem die Preußen in die Stadt gedrungen waren, quollen auch Schweden, Russen, Österreicher usw. zu allen Toren herein. Mehrere Gärten, besonders am Grimmaischen und Peterstore, ja mehrere Gartenhäuser, hatten einzeln mit Sturm genommen werden müssen, weil darin Franzosen sich nach Möglichkeit verrammelt und gewehrt hatten. Bis in viele Wohnzimmer war gefochten, geschossen und gar mancher erlegt worden. — Das Korps der Badener streckte am Markte, unser sächsisches in der Grimmaischen Gasse das Gewehr. Aus Befehl des Kronprinzen von Schweden nahmen sie es sogleich zurück. Auf den Anruf der Sieger: „Brüder, mit uns!" stürzten ganze Haufen einander in die Arme. Dies, sowie das Zusammentreffen der Monarchen auf dem Markte,
   bis 10 von 168 weiter»  »»
168 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 168 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 6
1 0
2 0
3 3
4 1
5 107
6 0
7 27
8 0
9 1
10 16
11 0
12 4
13 0
14 0
15 0
16 12
17 0
18 0
19 1
20 1
21 0
22 0
23 1
24 5
25 1
26 0
27 0
28 7
29 3
30 6
31 0
32 0
33 69
34 1
35 0
36 9
37 132
38 1
39 9
40 0
41 0
42 0
43 6
44 0
45 11
46 1
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 251
2 1
3 4
4 24
5 6
6 23
7 0
8 2
9 17
10 3
11 11
12 50
13 18
14 6
15 12
16 127
17 449
18 0
19 116
20 0
21 160
22 28
23 53
24 58
25 4
26 13
27 0
28 145
29 4
30 4
31 4
32 12
33 1
34 5
35 3
36 28
37 7
38 44
39 168
40 30
41 2
42 67
43 11
44 3
45 84
46 8
47 1
48 7
49 17
50 3
51 16
52 18
53 7
54 106
55 6
56 3
57 12
58 7
59 21
60 18
61 7
62 1
63 2
64 3
65 6
66 21
67 3
68 16
69 18
70 20
71 13
72 28
73 6
74 0
75 77
76 80
77 659
78 2
79 27
80 7
81 14
82 188
83 23
84 73
85 5
86 4
87 150
88 5
89 0
90 8
91 114
92 241
93 7
94 316
95 1
96 0
97 2
98 33
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 7
3 4
4 0
5 1
6 6
7 0
8 0
9 0
10 0
11 1
12 12
13 4
14 0
15 0
16 0
17 4
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 1
24 1
25 5
26 0
27 0
28 2
29 0
30 0
31 1
32 0
33 23
34 6
35 1
36 0
37 0
38 2
39 6
40 0
41 2
42 11
43 22
44 1
45 0
46 5
47 0
48 0
49 0
50 40
51 59
52 3
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 36
60 0
61 7
62 0
63 0
64 2
65 8
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 86
82 3
83 0
84 2
85 0
86 0
87 1
88 0
89 1
90 1
91 0
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 1
98 0
99 0
100 54
101 0
102 42
103 1
104 0
105 0
106 5
107 1
108 0
109 0
110 1
111 43
112 1
113 0
114 3
115 0
116 49
117 0
118 1
119 0
120 1
121 6
122 0
123 6
124 3
125 8
126 0
127 0
128 0
129 3
130 0
131 8
132 0
133 0
134 0
135 0
136 8
137 0
138 0
139 0
140 4
141 2
142 4
143 9
144 0
145 1
146 1
147 0
148 0
149 0
150 0
151 5
152 26
153 0
154 1
155 4
156 2
157 1
158 0
159 0
160 0
161 4
162 1
163 0
164 0
165 0
166 1
167 3
168 4
169 6
170 1
171 0
172 0
173 4
174 1
175 16
176 0
177 3
178 0
179 3
180 0
181 0
182 2
183 17
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 0
190 1
191 1
192 0
193 0
194 0
195 0
196 37
197 0
198 0
199 1